Warum hunde
oft nicht
darauf
reagieren
FIIEEEDOH!!!! poltert es entnervt aus dem Garten, während Fido sich am Zaun in Rage kläfft, weil draußen jemand vorbeigeht. FIEDOOH, kommst Du jetzt!?!?!? ruft Herrchen und versucht derweil seines Hundes habhaft zu werden, der munter um ihn herum springt und nicht daran denkt, auch nur 1 cm näher zu kommen.
Zwei Szenen, die ein weit verbreitetes Problem widerspiegeln: Der Hund ‘hört’ nicht! Dafür kann es unterschiedlichste Gründe geben … natürlich auch medizinische. 😉 Sind letztere auszuschließen, landet man bei zwei Fragen:
- Was will der Mensch seinem Hund vermitteln?
und noch viel wichtiger: - Was kommt beim Hund an?
Ich möchte mich hier mit einem Detail befassen, das bei diesen Überlegungen häufig übersehen wird:
Der Umgang mit dem Hundenamen!
Ein Beispiel:
Quer durchs Büro brüllt der Chef: ‘Frau Müller!!! In mein Büro!’. Jedem von uns ist klar, dass Frau Müller jetzt keinen netten Plausch mit dem Vorgesetzten zu erwarten hat. Wir ahnen auch, wie Frau Müller sich schon beim Ertönen ihres Namens schlagartig fühlt: Grummeln im Bauch, erhöhte Herzfrequenz, Unwohlsein auf ganzer Linie.
Kein gutes Gefühl!
Unsere Hunde lernen von kleinauf unsere Mimik, Gestik und den Tonfall unserer Stimme zu interpretieren. Eine ihrer ersten Lektionen im Umgang mit uns Menschen ist die zu erkennen, wann von uns Angenehmes und wann Ungemach zu erwarten ist.
Eine unserer ersten Lektionen im Umgang mit unserem Hund ist es, ihm seinen Namen zu vermitteln. Fröhlich rufen wir ihn, wann immer uns der Hund anguckt und locken ihn damit in unsere Richtung. Innerhalb kürzester Zeit reagiert er auch recht zuverlässig darauf. Dies umso mehr, wenn er die Erfahrung gemacht hat, dass auf den Klang seines Namens hin etwas Gutes, Leckeres, Spaßiges vom Menschen zu erwarten ist.
Doch wie oft kippt die Stimmung?
Welpi verrichtet sein Geschäft an einem unerwünschten Ort: Pfui ist das, Fido!
Hund kommt nicht sofort heran: Fido, nun komm’ gefälligst!
Hund springt aufgeregt in die Leine: Fiidoo! Lass das!.
Die Liste ist beliebig erweiterbar. Regelmäßig wird der Hund hierbei für Dinge gemaßregelt, die in seiner Hundewelt vollkommen in Ordnung sind oder aus Hundesicht sogar Sinn machen! So läuft das eine Weile … und nun erwartet Mensch tatsächlich, dass Fido sich weiterhin freudig erregt auf seinen Namen hin zu ihm hin orientiert! Nicht im Ernst, oder? 😉
Bald kommt der Moment, wo Mensch meint, sein Hund wäre stur oder ‘dominant’. Alternativ gibt es auch die Interpretation vom ‘schuldbewussten’ Hund, der sich – kaum, dass sein Name entsetzt ausgerufen wird – jämmerlich guckend verkrümmelt, weil er doch genau weiß, dass er etwas ganz Böses gemacht hat. Eine menschliche Vorstellung, die jedoch nicht der Realität entspricht!
Der Hund hat lediglich gelernt, den Tonfall (+ Gestik und Mimik usw.) mit seinen wahrscheinlichen (unangenehmen) Konsequenzen zu assoziieren. Welches Lebewesen würde sich schon fröhlich jemandem zuwenden wohl wissend, dass es dann eine Strafe von demjenigen zu erwarten hat? 😆
Das funktioniert innerartlich nicht – und schon gar nicht von einer Spezies zur anderen. 😉
Was also tun,
… wenn der Hundename in Ungnade gefallen ist?
Mach Deinem Hund seinen Namen z.B. mit einer einfachen Übung im wahrsten Sinn des Wortes wieder schmackhaft:
- Nimm Dir eine gute Portion kleiner, schnell aufzunehmender Hundeleckerchen. 20 Stück sind eine gute Anzahl.
- Vielleicht kommt der Hund nun schon erwartungsvoll heran. Zur Übung sollte er möglichst neben Dir stehen.
Im Zweifelsfall richte Du Dich bitte entsprechend aus! 😉 - Nun sag den Namen Deines Hundes. ACHTUNG: Der Hund braucht hier rein überhaupt nichts tun, nicht Dich angucken oder sonst irgendwas!
- Click (falls Du nicht markerst, sagst Du eben ‘fein’ oder ‘super’ oder ähnliches. Such Dir bitte im Vorfeld Dein obligatorisches Lobwort aus und bleibe bei diesem einen).
- Gib dem Hund ein Leckerchen
- Wiederholen, bis die Leckerchenportion aufgebraucht ist (z.B. 20).
Wiederhol diese Prozedur für einige Tage ca. 3 x täglich zunächst zuhause. Danach kannst Du es auch draußen in ruhiger Umgebung versuchen, wiederum ein paar Tage lang. Dann kannst Du langsam die Anforderungen steigern, also draußen in unterschiedlichen Umgebungen üben. Ein Übungsdurchlauf dauert in aller Regel eine bis zwei Wochen.
Normalerweise wird der Hund zu Beginn schon nach wenigen Übungseinheiten beginnen, auf seinen Namen hin den Kopf zu Dir zu drehen. Er wird durch den Klang seines Namens in eine angenehme Erwartungshaltung versetzt. Ich selbst habe diese Übung das erste Mal vor etlichen Jahren mit meinem damals 12jährigen Collie gemacht und war erstaunt, wie sehr sich seine Reaktion innerhalb dieser kurzen Frist verbesserte. Ich mach die Übung übrigens auch heute noch mit meinen Hunden immer mal wieder.
Die zweite Maßnahme ist sicher deutlich schwieriger:
Schimpf ab sofort nie wieder Deinen Hund mit seinem Namen aus! Noch besser: Verknüpf den Namen Deines Hundes grundsätzlich nicht mit unangenehmen Konsequenzen (z.B. dem Abbruch eines Spiels, dem Zug der Leine usw.). Wenn Du das Gefühl hast, den Hund ermahnen müssen (und das haben wir doch alle hin und wieder), lass den Namen einfach weg. Alternativ wähle für tendenziell ‘mißstimmige’ Aktionen einen ‘Schimpfnamen’. Dieser sollte vorzugsweise ebenso unverwechselbar sein wie der positiv belegte Name Deines Hundes. Unsere Hündin z.B. heisst in solchen Momenten ‘Frollein!’ und den Rüden spreche ich dann mit ‚Mein Freund!‘ an.
Verlange dabei nicht zuviel von Dir: Diese ‘Namensteilung’ braucht Zeit in der Umsetzung. Kein Mensch schafft es, ein über Jahre gefestigtes Verhalten von jetzt auf sofort umzustellen … aber mit etwas Disziplin geht es! Und es lohnt sich! Für Dich, für Deinen Hund, für Eure Beziehung.
Ich wünsche Dir, dass Dein Hund bald wieder genauso viel Freude beim Klang seines Namens hat wie Du, als Du ihn ausgesucht hast. Viel Spaß bei den Übungen und viel Erfolg.