Tierschutzhund

(M)eine kleine Griechin

Im April 2011 zog Charis aus dem griechischen Tierschutz bei uns ein. Ein Jahr zuvor war sie als jammerndes Bündel Fell mit doppelt gebrochenem linkem Oberschenkel aus einem Müllcontainer im Großraum Athen gerettet worden.

Eine Touristin hatte sie entdeckt, obwohl man sich alle Mühe gegeben hatte, dass Charis nicht gefunden würde. Das war ihr Glück.

Charis wurde zu einem Tierarzt gebracht, der sie operierte, sich aber sonst kaum um sie kümmern konnte. So fristete Charis ein paar Wochen in einem Gitterkäfig im Keller der Arztpraxis. Sie durfte mehrfach täglich in den kleinen Innenhof der Praxis (wo auch dieses Foto von ihr entstand), aber mehr war einfach nicht möglich. Bei allem guten Willen also wirklich keine guten Startbedigungen für ein Hundeleben.

Dann kam eines Tages eine dem Arzt bekannte Tierschützerin vorbei, um eine gefundene Katze behandeln zu lassen.

Der Tierarzt sprach sie an. Er hätte da eine kleine Hündin im Keller und ob sie sie nicht nach Deutschland vermitteln könnte, da sie vor Ort keine Chancen hätte.
Gesagt getan … wer konnte diesem herzerweichenden Blick schon widerstehen?

Doch die Vermittlung ging mächtig in die Hose. Es heißt schon was, wenn eine TS-Orga einen Hund von sich aus aus der Vermittlung wieder zurückholt. Wir entdeckten Charis auf der Webseite, bevor sie überhaupt zur Vermittlung ausgeschrieben wurde. Wir wollten ihr (als mittlerweile fünftes Umfeld in ihren gerade einmal 1 1/4 Jahren) ein gutes Leben ermöglichen.

Eine für alle Beteiligten außerst anstrengende, für mich aber  vor allem auch lehrreiche Zeit begann, denn wir hatten trotz aller Vorkenntnisse letztlich keine Ahnung, worauf wir uns da einließen. Tatsächlich hatte ich zwei Wochen später den Telefonhörer in der Hand, um Charis zurück zu geben … doch ich konnte es nicht. Wir mussten dringend Lösungen finden und das taten wir dann auch.

Eine große Herausforderung, denn erst nach und nach erfuhren wir zahlreiche Details ihrer Vorgeschichte und so konnten wir scheibchenweise die ’schwierigen‘ Verhaltensweisen verstehen, die Charis mit sich brachte bzw. im Laufe der Zeit bei uns auspackte.

Meiner Erfahrung nach machen die meisten Menschen sich viel zu wenige Gedanken, was alles bei einem Hund mit unklarer Vergangenheit passieren kann und dass die allerwenigsten Tierschutzhunde auch nur ansatzweise ‚dankbar‘ für ihre Rettung sind. Viel zu hohe Erwartungen treffen dann häufig auf vollkommen überforderte Hunde und so kommt rasch eine Spirale der Verzweiflung und Hilflosigkeit in Gang.

Hast Du auch schon mal einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert? Womöglich auch aus Griechenland? Wie sind Deine Erfahrungen damit?

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