Haltung von Hundegruppen

darf's einer

mehr sein?

Mein Leben mit Hund(en) begann Ostern 1996 mit Ona, einer auffallend großen Deutschen Schäferhündin, die wir von einem Wachdienst übernahmen. Sie machte uns den Einstieg ins Leben mit Hund wahrlich leicht und nahm uns unsere Anfängerfehler nicht übel.

Leider mussten wir sie ein knappes halbes Jahr später aufgrund von übelsten Spondylosen erlösen lassen. Wir fielen in ein tiefes Loch, machten uns aber auch aufgrund dessen bald auf die Suche nach einem neuen Hund. So fanden wir Kessy, eine nicht ganz zweijährige silbergraue Altdeutsche Schäferhündin.

Geplant war sie als Einzelhund. Doch nach wenigen Wochen hatten wir das Gefühl, dass sie ihre Hundekumpel vermisste, denn sie hatte zuvor in einer Hundegruppe gelebt. Natürlich hatte sie unterwegs auf unseren Speziergängen regelmäßig Kontakt mit Artgenossen, aber wir hatten das Gefühl, dass sie gerne einen Hundepartner an ihrer Seite hätte.

Wir machten uns auf die Suche und fanden im Frühjahr 1997 einen Aussie-Welpen: Charly. Er stellte sich zwar rasch als Mix heraus (typischer Anfängerfehler), der zudem aufgrund der ‚Aufzuchtsituation‘ der ersten Lebenswochen einige Verhaltensprobleme entwickelte (die mir leider zu spät auffielen und an denen ich zunächst leider auch mit ungeeigneten Maßnahmen arbeitete), sich im Laufe unseres Zusammenlebens aber zu meinem Seelenhund entwickelte. 

Im Herbst ’97 wollte ich mir endgültig meinen Kindheitswunsch nach Lassie erfüllen und so zog zu Weihnachten Merlin ein, ein Englischer Collie aus vermeintlich erstklassiger Quelle, der sich allerdings als reichlich verzüchtet und zudem auch MDR1-Träger und betroffener Hund herausstelle (MDR1 -/-). 

Was bedeutete diese zugegebenermaßen aberwitzige Entwicklung für mich und die Hunde?

– Statt einer gut handhabbaren Hündin an einer Leine hatte ich nun drei Hunde im Welpen-
   und Junghundalter sowie eine gerade so erwachsene Hündin.

– Spaziergänge wurden dadurch deutlich anstrengender und verlangten mir nicht nur viel
   mehr Konzentration ab, sondern in aufregenden Situationen auch verdammt viel Kraft.

– Gerade in der Adoleszenz hatte ich drei Hunde, die je nach Interessenslage plötzlich in drei
   unterschiedliche Richtungen liefen.

– Freilauf war schwierig und eigentlich immer nur für Merlin möglich, da er keinerlei jagdliche
   Ambitionen zeigte und sich außerdem nie weiter als 20-30m von mir entfernte. Neben ihm
   durfte über lange Zeit immer nur entweder Kessy oder Charly mitlaufen. Alle drei
   gleichzeitig erforderten einen permanenten Rundumblick und höchste Konzentration. Das
   war praktisch nur in einem einzigen Gebiet möglich.

– Beschäftigungsangebote musste ich nun mit drei Hunden parallel durchführen bzw. zwei
   Hunden ruhig halten, während ich mit dem dritten gerade arbeitete.

– Regelmäßig musste ich auch mit jedem Hund einzelne Spaziergänge absolvieren, damit
   jeder auch Luxuszeit mit mir alleine hatte.

– Die beiden Rüden gerieten während der Adoleszenz leider immer wieder aneinander
   (ausschließlich, wenn sie alleine waren), was ein paar Male leider auch Tierarztbesuche
   erforderlich machte.

Insgesamt wurde unser ‚Hundeleben‘ also ganz schön anstrengend. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch schön gewesen wäre, aber einfach geht definitiv anders.

Dass drei Hunde entsprechend viel an Hundesteuer, Haftpflichtversicherung und Tierarztkosten bedeuten, versteht sich von alleine … vom Futter und der Grundausstattung ganz abgesehen. 

Auch der Zeitfaktor war nicht zu vernachlässigen. Aber wir waren glücklich so.

Wer sich vorstellt, dass sein unsicherer oder sonstwie problematischer Hund durch einen ’sicheren und problemlosen‘ Hund ‚geheilt‘ würde, kann damit gewaltig auf die Nase fallen, denn oft genug potenzieren sich durch den neuen Hund die bereits vorhandenen Probleme. Wenn also eine Chance bestehen soll, dass der Plan aufgeht, muss man sich die Charaktere der Hunde schon sehr genau anschauen und selbst dann kann das Kartenhaus durch den Ortswechsel des ‚Neuen‘ zusammenbrechen.

In jedem Fall ist die Aufnahme eines zusätzlichen Hundes zu dem oder den bereits vorhandenen immer sehr gut zu überdenken und zu planen. Es können immer Ressourcenprobleme und ‚Eifersüchteleien‘ vorkommen. Es kann immer zu Aggressionsverhalten kommen. Natürlich kann es auch immer zu unerwarteten Verhaltensweisen gegenüber dem Menschen kommen.

Für all diese Themen sollte man immer einen Trainingsplan oder eine/n gute/n TrainerIn an seiner Seite haben, damit man schon bei den ersten Anzeichen sofort zielgerichtet handeln kann. Ansonsten sollte natürlich auch immer ein Notfallplan B vorliegen. Denn tatsächlich kann die Situation auch so eskalieren, dass der neue Hund nicht bleiben kann. Manchmal passt es halt wirklich überhaupt nicht.

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