Bauernfänger

Warum viele

TrainerParolen

einfach Quatsch

sind

Wer sein Leben zum ersten Mal mit einem Hund teilt oder erstmalig in seinem Leben mit Hund an die eigenen Grenzen stößt, glaubt gerne an kernige Sprüche, die Kompetenz und schnelle und vor allem einfache Lösungen vermitteln sollen:

‚Der beste Beleg für ein perfektes Training ist der perfekte Hund an der Seite des Trainers‘

‚Bei uns lernt Ihr Hund, sich Ihnen ohne Leckerchen unterzuordnen.‘

‚Training auf Basis der Urinstinkte und Sprache des Hundes.‘

‚Der Gehorsam des Hundes hängt von der Bindung zum Besitzer ab.‘

Mein absolutes Highlight ist übrigens nach wie vor ‚Wir arbeiten ohne Konditionierung!‘. Dieser Spruch entlarvt die vollkommene Unwissenheit, denn es gibt erwiesenermaßen überhaupt kein Lernen ohne klassische Konditionierung!

Solche und ähnliche Sprüche, vielleicht noch untermalt von scheinbar aussagekräftigen Fotos oder ‚Erfolgsvideos‘, können spontan überzeugend wirken.

Tatsächlich sagen sie ebenso wenig über die sachlichen und fachlichen Kenntnisse oder Fähigkeiten des Trainers im Umgang mit Hunden und ihren Menschen aus wie eine ‚Zertifizierung‘, ein ‚Abschluss‘ / ‚Studium‘ oder ein ’selbst entwickeltes Konzept‘. Das ist einfach nur Marketing, nicht mehr!

Es gibt bis heute keine allgemein anerkannte, fundierte Ausbildung zum Hundetrainer. Es gibt lediglich diverse Institute, so genannte Akademien oder sonstige private Ausbilder, die sich in ihrer Ausrichtung extrem von einander unterscheiden. Zudem kann sich auch in ein und derselben Ausbildungsstätte – abhängig von den im jeweiligen Ausbildungsjahr tätigen Dozenten – schon ein erheblicher ‚Gesinnungswandel‘ vollziehen.

Ich selbst z.B. verfüge über keine Zertifizierung, noch habe ich mir irgendeine ‚Methode‘ (womöglich patentrechtlich) schützen lassen … genauso wie tausende KollegInnen in Deutschland. Ich kenne allerdings viele entsprechende KollegInnen, die hervorragende Arbeit an Hund und Mensch leisten. Genauso kenne ich viele mit unterschiedlichsten Abschlüssen / Zertifizierungen usw., in deren Hand ich mich mit meinem Hund nicht für eine Minute begeben würde!

Fakt ist auch, dass ich mich genauso wie viele KollegInnen ausschließlich bei ReferentInnen fortbilde, die meiner Einstellung zum Hund entsprechen. Ich habe mich nach einigem Suchen in den 2000ern endgültig für ein Training auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden. Auch hier hört das Lernen nie auf.

Training ohne Belohnung (wie z.B. Leckerchen, Spiele, Lobwort, positiv aufgebaute Alternativverhalten oder mit Signal verknüpfte Verhaltensweisen, die der Hund von sich aus sehr gerne zeigt) kann es für mich nicht geben, denn kein Lebewesen der Welt tut etwas ohne die Perspektive, das sich sein Tun lohnt.

Ebenso macht ein rein körpersprachliches Training für mich keinen Sinn, denn kein Mensch der Welt wird schon aufgrund der biologischen Unterschiede jemals die Körpersprache des Hundes so perfekt imitieren können, dass er sich ausschließlich damit dem Hund verständlich machen könnte. Wozu auch? Wir sind Menschen und Hund sind Hunde … und natürlich wissen die Hunde das.

Spätestens, wenn die magischen Wörter Bindung oder Beziehung ins Spiel kommen, werden die meisten Menschen schwach. Seien wir doch mal ehrlich: Wer möchte keine gute Beziehung zu seinem Hund haben? Wer möchte sie nicht, die tolle Bindung des Hundes an seinen Menschen? Beide haben jedoch nur bedingt etwas mit Gehorsam zu tun. Ich habe viele Hunde kennengelernt, die eine tolle, tiefe Beziehung zu ihren Menschen haben und auch eine gute Bindung. Wenn allerdings bestimmte Auslöser ins Spiel kamen, war es vorbei mit dem Gehorsam. Hunde, die über zig Generationen über spezifische Selektion z.B. zur Jagd gezüchtet wurden, werden immer auf die Pirsch gehen, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten und ihnen vom Menschen keine passende Alternative geboten wird. Und doch haben gerade sie oft eine wirklich intensive Beziehung zu oder Bindung an ihren Menschen. Da hilft nur konsequentes Training, vorzugsweise auf Basis positiver Verstärkung der erwünschten Verhaltensweisen.

Deutlich aussagekräftiger als z.B. der ‘perfekt erzogene‘ Hund des Trainers ist der alltägliche Umgang des Trainers mit seinem Hund. Schließlich kommt auch der Hund eines Trainers nicht fertig erzogen auf die Welt oder in des Trainers Leben. Auch er muss trainiert werden, egal ob er als Welpe / Junghund oder Hund aus 2. Hand in den Haushalt des Trainers kam. Und das braucht auch beim Trainer seine Zeit.

Nur wer seine Philosophie auch täglich mit seinem Hund lebt, kann sie konsequent und glaubwürdig weiter vermitteln. Viele selbst ernannte ‚positive‘ Trainer verraten sich spätestens beim zweiten Blick auf den Umgang mit ihrem eigenen Vierbeiner.

Ob Du Deinen Hund mit Leckerchen, einem Spiel, einem Lobwort oder wie auch immer belohnst, hängt von Dir und Deinem Hund ab. Fakt ist, dass kein Lebewesen der Welt etwas immer tut, weil es einem anderen Lebewesen gefallen will. Verhalten muss sich lohnen, wenn es immer und immer wieder wirklich zuverlässig gezeigt werden soll. Das Zauberwort lautet freundliche Konsequenz!

Die Entscheidung für Deinen ganz persönlichen Trainer kannst nur Du fällen. Fälle sie sorgfältig. Hör auf Dein Bauchgefühl. Versuche, das Portemonnaie bei Deinen Überlegungen außen vor zu lassen. Ich hatte schon viele Teams im Training, die viel Geld beim vermeintlich ‚billigen‘ Trainer gelassen hatten und ihr Problem bei mir in zwei / drei Trainingseinheiten soweit im Griff hatten, dass sie danach alleine weitermachen konnten.

Schau Dir das Training bei Deinem potentiellen Trainer – wenn möglich – zunächst einmal ohne Ihren Hund an. Die erste Stunde könnte bereits die letzte sein, und schon hier könnte bei Deinem Hund physischer und / oder psychischer Schaden entstehen (wenn z.B. Discs über den Platz fliegen oder die Hunde mit Leinenruck gearbeitet werden). Dein Hund kann sich dabei übelst
erschrecken. Er kann aber auch solche Handhabungen gegenüber seinen Artgenossen werten und mit ihnen leiden! Schon das wäre mir persönlich Schaden genug.

Übergebe auch niemals einfach die Leine dem Trainer. Ein wirklich guter Trainer leitet Dich an, wie Du Deinen Hund handhaben sollst. Er kann es Dir verständlich vermitteln, ohne selbst ‚Hand an Deinen Hund‘ zu legen! Wenn er / sie das nicht kann, Hände weg!

Kompetente TrainerInnen findest Du z.B. hier:

https://trainieren-statt-dominieren.de/

https://ibh-hundeschulen.org/

Über beide Quellen findest Du auf Nachfrage auch KollegInnen, die aus welchen Gründen auch immer keinem dieser Zusammenschlüsse angehören. Wenn Du hier also niemanden in Deiner Nähe findest, frag einfach mal nach.

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