Haben Hunde
eigentlich ein
Schuldbewusstsein?
Na, kennst Du das auch? Du kommst nach Hause und der Inhalt des Papierkorbs liegt verstreut im Zimmer, die Sofakissen wurden zerfleddert oder die große Zimmerpflanze liegt ausgebuddelt im Raum …
… und bevor Du überhaupt Deinen Hund registrierst, brüllst Du schon ‚Oh, nein! Das darf doch wohl nicht wahr sein!‘.
Aber Achtung! Dein Hund, der bis dahin vielleicht noch schlafend in der Ecke lag oder Dir gerade zur Begrüßung freudig entgegen kam, erschrickt … vor Dir!
Dumm gelaufen … und der Standardauslöser für das Verhalten, das so oft fälschlicherweise als Schuldbewusstsein von Hunden proklamiert wird.
Tatsächlich denken Hunde nicht in solchen Kategorien. Sie kennen ‚Schuld‘ nicht.
Sie kennen Verhaltensweisen, die sich lohnen … oder eben nicht. Dass bestimmte, ganz normale hündische Verhaltensweisen in unserer menschlichen Welt nicht so gerne gesehen werden, lernen sie von Kleinauf im Zusammenleben mit uns. Sie beobachten unsere Körpersprache und lernen unseren Tonfall und die Mimik zu interpretieren.
Laute, entsetzte Töne oder auch eine entsprechend verzerrte Mimik kündigen üblicherweise nichts Gutes an. Da zieht der Hund sich besser schnell zurück. Wenn der Mensch dann womöglich auch noch anfängt, mit den Armen herumzufuchteln, macht man sich möglichst unsichtbar oder zumindest klein … so wie es der Welpe auf dem Foto oben tut. Und wenn man sich dann schon selbst so ‚erniedrigt‘ hat, kann man ja nur noch erbärmlich von unten hoch gucken.
Alles, was der Hund damit in seiner Sprache ausdrückt, ist ‚Ich bin harmlos und unterwerfe mich. Tu mir bitte nichts!‘.
Alles, was die meisten Menschen jedoch sehen, ist ‚Schuldbewusstsein‘. Eine völlige Fehlinterpretation!
Das heißt natürlich nicht, dass alle Hunde, die ihren Menschen so anschauen, von ihm grundsätzlich schlecht behandelt oder gar geprügelt wurden! Fast immer aber haben sie irgendwann in ihrer Jugend diesen einen entscheidenden und wirklich prägenden Schreckmoment erlebt.
Viele Menschen lassen sich leider von der Situation und von diesem ’schuldbewussten‘ Blick verleiten, dann noch hinterherzuschimpfen. Das macht die Sache aber keinen Deut besser und schützt selbstredend nicht vor einer Wiederholung der ‚Missetat‘.
Am besten reißt man sich statt dessen ‚einfach‘ zusammen und versucht, das Malheur zu ignorieren bzw. so still und beiläufig wie irgend möglich weg- bzw. aufzuräumen. Wenn der Hund dann kommt, wird er selbstredend nett angesprochen und ggf. auch geknuddelt. Er kann das Malheur ja überhaupt nicht mehr mit der aktuellen Situation in Verbindung bringen, denn das ist in aller Regel schon viel zu lange her (länger als 5 Sekunden). Also nützt schimpfen o.ä. dann auch überhaupt nichts. Es wäre einfach vergeudete Energie und beeinträchtigt im Zweifelsfall die ansonsten sicher gute Beziehung.
In diesem Sinne wünsche ich Dir für das nächste Malheur gute Nerven und Impulskontrolle, damit Dein Hund Dich nicht mit diesem beunruhigten Blick empfangen muss.